Guys, I did it! Ich hab den Lappen! Endlich!!!

Es ist vollbracht, ich bin nun endlich Besitzer einer indischen „Licence for Motorcycle with Gear“

Ein halbes Jahr habe ich dafür gebraucht, um euch einen kleinen Überblick zu geben hier  das Protokoll meiner Führerschein Odyssee:

Learners Licence

1. Versuch: Anfang September; Road Traffic Office (R.T.O.) Mysore: Außerhalb der Öffnungszeiten.

2. Versuch: Mitte September; R.T.O. Mysore: Aufgrund des Todes einer indischen Persönlichkeit haben alle indischen Behörden an diesem Tag geschlossen.

3. Versuch: Ende September; R.T.O. Mysore: Georg und ich erhalten das erste Mal die Dokumente, die wir zum Ausfüllen benötigen. Wir scheitern am Officer der am Haupteingang unsere Dokumente durchschaut. Wir haben eine Aufenthaltsgenehmigung aus Bangalore damit lässt sich in Mysore keine „Learners Licence“ beantragen. Uns werden die Dokumente um die Ohren gehauen und wir fliegen im hohen Bogen aus der Behörde.

Problem: Wir wohnen in Mysore, in unserer Aufenthaltsgenehmigung steht aber eine Adresse aus Bangalore. Alle ICDE Freiwilligen sind unter dieser Adresse registriert um den bürokratischen Aufwand gering zu halten.

Lösungsansatz: Wir spielten mit den Gedanken unsere Aufenthaltsgenehmigung von Bangalore auf Mysore umschreiben zu lassen. Helfen sollte uns dabei Georgs Kontakt zum „Police-Office“ in Mysore. Aus der ganzen Sache wurde nichts, und so mussten wir uns auf den Weg nach Bangalore machen. (Nur als Hinweis: Die Strecke Mysore – Bangalore dauert mit dem Zug ca. 3 Stunden für eine einfache Fahrt; Anreise und Abreise nicht mit eingerechnet. Obwohl es nur 130KM sind zwischen den beiden Städten=> eine Tagesaufgabe!!!)

4. Versuch: Ende Oktober: Bangalore hat aber nun leider 4 R.T.O.s , zu welchem wir mussten, wussten wir nicht! Wir sind zum nächstliegenden Office gefahren, dies war natürlich nicht für uns zuständig. Als wir beim richtigen R.T.O. angekommen sind, ist die Beantragung für die „Learners Licence“ natürlich schon beendet. Öffnungszeiten: 10 – 12 Uhr. Unsere Ankunft war mit 12:30 Uhr absolut zu spät. Wir haben aber den Hinweis auf einen schriftlichen Test bekommen. Schriftlichen Test??? Ja, verrückte Fragen wie man in Indien pflegt Auto zu fahren und Trafficsigns. Wir sind ganz froh, dass wir an diesem Tag nicht am Test teilgenommen haben.

5. Versuch: Mitte November: Diesmal sind wir pünktlich, nehmen am Test teil. Bala, Mitarbeiter vom ICDE, führt uns durch das Wirrwarr der Zuständigkeiten und Anträge. Gegen Mittag wissen wir, dass wir bestanden haben. Ausstellung der Learners Licence aber erst in einer Woche, bitte persönlich abholen! Klar, wir waren ja noch nicht oft genug in Bangalore.

6. Versuch: 22 November: Wir erhalten endlich die „Learners Licene for Motorcycle“. Georg und ich sind überglücklich und gehen erst mal ein Bier im Hard Rock Café Bangalore trinken. Nun haben wir ein halbes Jahr Zeit uns das Motorradfahren beizubringen. Frühestens nach 30 Tagen müssen wir nochmal zu einer praktischen Prüfung erscheinen, wir verständigen uns auf irgendwann im Februar – März. Das scheint lange genug entfernt.

Es kommt was kommen muss: der Februar. Mehr oder weniger freiwillig entschließen wir uns dazu unsere „Learners Licence“ in eine“ Driving Licence“ umzuwandeln. Diese ist in ganz Indien gültig.

Driving Licence:

1. Versuch: 14. Februar: Diesmal machen Susan und ich uns auf den Weg nach Bangalore, die Prüfung wird auf unseren eigenen Bikes abgenommen. Also fahren wir den Weg mit unseren Maschinen. Es dauert gute 4 Stunden um von Mysore City nach Bangalore (M.G. Road) zu kommen. Danach bin ich total fertig. Es folgt eine reine Schikane des zuständigen Beamten: Nachdem ich rausgefunden habe, welche Formulare ich brauche und der zuständige Guru meine Dokumente durchgeguckt hat, fragt er mich wieder Trafficsigns ab. Natürlich, dies konnte mir keiner vorher sagen. Und die indischen Begriffe habe ich natürlich nicht mehr parat. Ich falle also gnadenlos durch. „Bitte lernen Sie die Trafficsigns und kommen Sie in 7 Tagen wieder“.  Na toll!

2. Versuch: 28. Februar: Diesmal benötigen Georg, Susan und ich 7 ½ Stunden für die 130Km nach Bangalore, Grund dafür war ein Streik von Bauern aus einem Dorf, dass an der Hauptverbindungstraße liegt. Es ging für Stunden nichts mehr. Im R.T.O. erfahren wir, dass an diesem Tag keine Fahrprüfungen stattfinden, wir sollen uns doch bitte einen Termin holen. Natürlich für einen Termin jag ich ganze 7 ½ Stunden durch den chaotischen indischen Traffic.

3. Versuch: 14 März: diesen Termin haben wir uns geben lassen. Also sollte diesmal jawohl nichts mehr schief gehen. Georg, Susan und ich haben die Trafficsigns gelernt. Aber was passierte ist mal wieder ein Beispiel indischer Willkür: Ich passiere den Guru ohne auch nur ein einziges Zeichen gefragt zu werden. Georg und Susan, die direkt hinter mir den Guru passieren, scheitern an dieser Aufgabe. Beide werden Trafficsigns abgefragt.

Wie ich später zu hören bekommen habe, ist dies beliebt: Leute nicht gleich beim ersten Mal bestehen zu lassen.

Von nun an bin ich auf mich allein gestellt. Ich allein gegen den indischen Bürokratie-Dschungel. Es geht weiter zum Fotos machen in Raum 6. Danach in Raum 10 Dokumente des Motorrads vorzeigen. Und dann heißt es warten. Und natürlich fällt das indische: „Five-Minutes“. Ich werde ungeduldig. Neben mir sitzen Inder, die mir widersprüchliche Antworten geben, warum sie schon wieder Trafficsigns lernen.  Es ist 12 Uhr, seit  10:30 warte ich und werde mit „ 1 Minute“ vertröstet. Irgendwann erbarmt sich wer die Situation aufzulösen: Die „Driving Licence“ Kandidaten sind ganz am Schluss dran. Es wird 13 Uhr bis ein Officer uns mitteilt: Wir treffen uns an der LUC Bank. Also mit Bike zu der Bank.

Mein Glück war, dass ich 2 nette Inder kennengelernt habe. Mit dem einen bin ich die Strecke rund um die Bank abgefahren um nach möglichen fiesen Verkehrsschildern Ausschau zu halten.

Der andere hatte schon einmal an der praktischen Prüfung teilgenommen und sagte mir direkt worauf es ankommt. So lernte ich 5 Minuten vor der Prüfung das Handzeichen für „Anfahren“.

Die eigentliche Prüfung bestand dann aus: Losfahren (mit Handzeichen versteht sich), auf der Straße drehen (Handzeichen und Blinker is needed! Klar!) Und Anhalten (Stop-Handzeichen, natürlich!) Und dann die glorreiche Aufgabe: 2x im Kreis fahren.

Nach dem Spektakel wurde ich dann gefragt, ob dies meine Maschine sei. Verwundert bejahte ich. Ja, mein Nummernschild sei zu klein, ich benötige neue Schilder, erst dann würde ich erfahren ob ich bestanden hätte. Also bin ich losgerast und hab in dem Viertel nach einem Shop gesucht, der verdammte Nummernschilder herstellen kann. Dabei halfen mir natürlich wieder sehr viele Inder, indem sie mich mal nach rechts mal nach links schickten, weil da hinten ganz bestimmt ein Shop sei. Irgendwann fand ich einem Shop. „Kein Problem, wir benötigen nur die Nummer und dann sind die Schilder morgen fertig.“ Ich benötige die Schilder aber heute und nicht morgen. Also wurde kurzerhand getrickst und mir wurde ein Nummernschild aus Plastik und Aufklebern zurechtgebastelt. Egal, Hauptsache es hatte die richtige Größe. Schnell dem Officer gezeigt und dann endlich die Erlösung: Bestanden.

Heute: 24. März 2011: Der Führerschein wurde an das ICDE Office in Bangalore geschickt, Susan war in den letzten Tagen in Bangalore und hat ihn für mich abgeholt und mir heute überreicht. Damit geht eine Ära zu Ende. Ich bin endlich Besitzer einer „Licence for Motorcycle with Gear“ und darf legal am Straßenverkehr teilnehmen. Ich habe mich mit der „Learners Licence“ nämlich in falscher Sicherheit gewogen.

Hier mein Polizei Protokoll:

1. Kontrolle: Mitte Dezember, ich war mit Nils unterwegs. Wir wurden auf den Weg zurück ins Projekt angehalten. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Der Officer wollte aber nur meinen Führerschein sehen. Danach konnte ich ohne Beanstandung weiterfahren.

2. Kontrolle: Ende Januar: Mit Helmut auf den Weg in die Stadt. Diesmal wurde mir vorgelesen, dass ich als „Learner“  jemanden dabei haben muss, der einen Motorradführerschein hat. Ähnlich wie „Führerschein mit 17“ in Deutschland.  Helmut hat aber keinen Motorradführerschein. Also hieß es Strafe zahlen: 400RUP ca. 6,50 Euro. Es war also an der Zeit meine „Learners Licence“ in eine „Drivers Licence“ umzuwandeln.

3. Kontrolle: Ende Februar: Ich brachte Geld zu unserer Köchin ins Krankenhaus. Während ich mit ihrem Bruder ihre Blutprobe von Krankenhaus A nach Krankenhaus B transportierte, wurde ich wieder angehalten. Und natürlich hatte auch Rathnas Bruder keinen Führerschein dabei. Also wieder Strafe zahlen: 300 RUP ca. 5 Euro

4. Kontrolle: Anfang März: Wiedermal mit Helmut auf dem Weg in die Stadt: Diesmal hatten wir uns aber vorbereitet und eine Kopie von der Vorderseite von Helmuts EU-Führerschein und dem Deckblatt seines Internationalen Führerscheins für PKWs dabei. Alles auf Deutsch, nur „International“ war allgemein verständlich. Der Officer nahm sich dann ganz lange Zeit und studierte die Unterlagen genau. Dann folgte sein „Okay, die Unterlagen seien gültig.“ Der arme Kerl konnte einfach mal nichts verstehe aber er bemängelte dann trotzdem noch, dass mein Nummernschild zu klein sei!  Also Strafe zahlen: 100RUP ca. 1,60 Euro

Kurz zusammengefasst, für den indischen Führerschein benötigt es:

–          30 RUP (50 Cent) Gebühren für die „Learners Licence“

–          300 RUP (5 Euro) für die „Drivers Licence“

–          6 Passbilder

–          Eine Erlaubnis der Eltern in Deutschland

–          Kopien von Passport und Visa

–          Kopien von der Aufenthaltsgenehmigung

–          Adressnachweis vom Arbeitgeber/Partnerorganisation

–          1000 Kilometer im Zug von Mysore nach Bangalore

–          1000 Kilometer mit dem eigenen Motorrad

–          4 Übernachtungen im Hotel

–          Nerven ohne Ende!!!

Letztendlich kann ich aber sagen: „I did it!“

Ich habe niemanden bestochen und auch keine Agentur zu Hilfe gefragt. Ich hab mich da alleine durchgeboxt und ihr glaubt gar nicht wie stolz ich darauf bin.  😀

Danken möchte ich nochmal Nils, der mir eine kleine Einführung in „Wie fahre ich Motorrad“ gegeben hat. Seit November bin ich also nun auf indischen Straßen unterwegs. Und ich muss sagen: I love it! Der indische Verkehr ist zwar die Hölle aber es ist dieses unendlich geile Gefühl von Freiheit.

Ab nächster Woche gehe ich dann in meinem Urlaub.  Es wird für 2 Monate durch Asien getravelt.

Zu Beginn kommen meine Eltern für 2 Woche, danach Freunde aus Deutschland. Im Mai wollen wir in Nepal im Himalaya-Gebirge trekken und zum Abschluss gönne ich mir noch einen Strandurlaub.

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